Eine hübsche junge Frau und ihr schwuler Freund verlieben sich in denselben blondgelockten Schönling: Der neue Film von Wunderkind Xavier Dolan erzählt ergreifend von schmerzhaften Momenten eines Liebesduells, in dem die Dekonstruktion der Coolness schon programmiert ist.
"Wer ist denn dieser coole blondgelockte Schönling?" Möglichst beiläufig soll die Frage klingen. Francis (Xavier Dolan) und Marie (Monia Chokri) stehen in der Küche, richten gemeinsam den Salat an und betrachten ein engelsgleiches Wesen, das gerade auf der Party aufgetaucht ist. Die beiden bilden das klassische Duo aus hübscher junger Frau und schwulem Freund: immer extravagant gestylt und mit Bedacht die Dandy-Camp-Attitüde pflegend. Francis murmelt: "Er ist nett, intelligent, aber nicht mein Typ!". Marie: "Meiner auch nicht!"
Die Kamera schaut den beiden in den Rücken und ertappt sie bei der ersten Lüge. Denn der parallele Blick, den sie auf Nicolas (Niels Schneider) geworfen haben, lässt ihre Herzen stillstehen, gefilmt in Zeitlupe à la Wong Kar-Wai: Nicolas, wie er sich durch die Haare fährt, genüsslich dem Zigarettenrauch hinterher schaut. Francis und Marie mögen noch so uninteressiert tun, sie stehen bereits unter dem Bann seiner Schönheit, sind gefangen von wachsendem Begehren.
Schritt für Schritt werden sie nun in ein Duell um die Gunst des Schönen eintreten, komisch und tragisch in ihrem Bemühen, voreinander die wahren Gefühle zu verstecken. Die Freundschaft wird arg leiden, und die Coolness-Fassade wird traurig in sich zusammenfallen, wenn sich die erträumte Romanze als Drama unerwiderter Liebe entpuppt.
Als der 19-jährige Frankokanadier Xavier Dolan seinen ersten Spielfilm, "J'ai tué ma mère/I Killed My Mother", vor zwei Jahren in Cannes präsentierte, wurde er als Wunderkind gefeiert und mit Preisen überschüttet. "J'ai tué ma mère" war die autobiografisch gespeiste Erzählung vom Sohn (den Dolan selber spielte), der sich als Schwuler outet und im Kleinkrieg mit der hilflos überforderten Mutter um seine Selbstbehauptung ringt. Spielerisch souverän in Szene gesetzt, mit einer schönen Balance aus popkulturellen Referenzen, Poesie und existentiellem Ernst, gemäß der Nouvelle-Vague-Programmatik: "Ein Film muss eine Liebeserklärung sein, erzählt in der ersten Person, wahrhaftig wie ein Bekenntnis oder Tagebuch!"
Mit "Herzensbrecher" bleibt Dolan dieser Programmatik treu und lässt sie auf staunenswerte Art ausreifen: mit pointierten Dialogen, visuellen Capriccios und einer Wahrhaftigkeit, die mitten ins Herz enttäuschter Liebe zielt. Das Trio (eine modernisierte und invertierte "Jules und Jim"-Konstellation), dem er sich in Montreal an die Fersen heftet, ergibt einen geheimnisvollen, ironisch gebrochen Dreiklang. Der Francis-Figur, die er selbst verkörpert, verleiht er Züge des Schüchternen, in jeder Faser Verletzlichen. Marie erscheint scharfzüngig, intelligent, hingegeben an ultimative Absolutheitsansprüche, und Nicolas erweist sich als raffinierter Verführer und taumelnder Narziss.
Der Originaltitel "Les amours imaginaires" sagt auf den I-Punkt genau, worum es geht: um das Imaginäre der Liebe. Die häufig verwendeten Zeitlupen dienen dazu, Raum zu schaffen für den Strahlenkranz der Imagination, der sich um den Sehnsuchtskern der Empfindungen legt. In seiner Schrift "De l'amour" proklamierte Stendhal, dass alle Liebe imaginär sei - Projektion, Phantasma, Kristallisation. Wie bei der Bildung von Salzkristallen auf den Holzstückchen, die man in die Salinen Bad Reichenhalls wirft. Um das unansehnliche Stück Holz legt sich eine Schicht von Kristallen, die mächtig strahlen und funkeln, bis die banalen Wasser des Alltags die Kristalle wieder auflösen.
Der Originaltitel "Les amours imaginaires" sagt auf den I-Punkt genau, worum es geht: um das Imaginäre der Liebe. Die häufig verwendeten Zeitlupen dienen dazu, Raum zu schaffen für den Strahlenkranz der Imagination, der sich um den Sehnsuchtskern der Empfindungen legt. In seiner Schrift "De l'amour" proklamierte Stendhal, dass alle Liebe imaginär sei - Projektion, Phantasma, Kristallisation. Wie bei der Bildung von Salzkristallen auf den Holzstückchen, die man in die Salinen Bad Reichenhalls wirft. Um das unansehnliche Stück Holz legt sich eine Schicht von Kristallen, die mächtig strahlen und funkeln, bis die banalen Wasser des Alltags die Kristalle wieder auflösen.
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