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Schwul und „Alt“ mit 30? Dieser Wahnsinn muss aufhören

Warum unser obsessiver Jugendkult in der LGBTQ-Community allen schadet – und wie wir uns davon befreien können.

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Früher hieß es, ab 40 sei man „über den Zenit“. Mittlerweile scheint diese willkürliche Grenze immer weiter nach vorne zu rücken. Heutzutage gilt man als „verbraucht“, irgendwo zwischen der Quarterlife-Crisis und dem 30. Geburtstag.

Das digitale Dilemma

Dating-Apps haben dabei nicht geholfen. Vor zwanzig Jahren bedeutete Dating noch, sich der Barszene zu stellen oder auf den Freundeskreis zu hoffen. Heute? Reduzieren wir uns auf Zahlen und Fotos. Alter: blockieren. Gewicht: blockieren. Nicht genug Bauchmuskeln im Profilbild? Blockieren. Es ist, als würden wir unser Liebesleben wie Takeout bestellen – und niemand will „vom Vortag“.

Der Wahnsinn der Schönheitsstandards
Und dann sind da noch die verrückten Schönheitsstandards, die wir uns selbst auferlegen. Anfang 20-Jährige greifen zu präventiven Maßnahmen wie Botox, Fillern und Laserbehandlungen. Sie geben mehr für Hautpflege als für Miete aus und werden gleichzeitig darauf hingewiesen, dass sie schon „zu spät dran“ sind.

Die Schönheitsindustrie für schwule Männer macht uns weiß, dass wir nach dem nächsten Geburtstag quasi irrelevant sind – und wir kaufen es, im wahrsten Sinne des Wortes, für Milliarden.

Die versteckten Vorteile, Gleichaltrige (oder Ältere) zu daten
Was man oft verschweigt: Männer in deinem Alter oder älter zu daten, bringt einige Vorteile mit sich. Sie haben oft ihr Leben im Griff, kennen sich selbst und wissen, was sie wollen. Viele haben Karrieren aufgebaut, Interessen entwickelt, die über die neuesten TikTok-Trends hinausgehen, und können mehr als nur Avocado-Toast zubereiten.

Ältere Männer sind oft selbstbewusster, direkter und kommunikationsstärker. Sie haben emotionale Intelligenz und Stabilität entwickelt – und ja, auch Erfahrung im Schlafzimmer, die nicht aus Tutorials stammt.

Altersunterschiede und Doppelmoral
Nehmen wir Tom Daley und Dustin Lance Black. Ihre 20-jährige Altersdifferenz sorgt für mehr Aufsehen in der LGBTQ-Community als ihre olympischen Leistungen. Die Community, die sich für „Liebe ist Liebe“ einsetzt, scheint plötzlich sehr schnell zu urteilen, wenn Liebe außerhalb ihrer engen Parameter liegt. Und das gilt in beide Richtungen: Wer mit über 40 nur „18-21“ in seinem Profil angibt, trägt zur gleichen Problematik bei.

Das Schöne am Älterwerden
Was bei all dem Jugendwahn verloren geht: Älterwerden als schwuler Mann kann großartig sein. Man hat mehr Selbstbewusstsein, mehr finanzielle Freiheiten und gibt weniger darauf, was andere denken. Man überlebt die erste Coming-Out-Phase, findet heraus, wer man wirklich ist, und baut eine „gewählte Familie“ auf, die einen liebt – egal, wie alt oder wie groß der Bauchumfang ist.

Und ja, manche der attraktivsten Männer in der LGBTQ-Community sind über 30. Man denke an Ricky Martin, Anderson Cooper oder Andy Cohen – sie sind wie guter Wein, der mit dem Alter besser wird. Aber man muss nicht wie Ricky Martin aussehen, um attraktiv zu sein. Es gibt nichts Sexieres als jemanden, der sich in seiner eigenen Haut wohlfühlt, unabhängig von Bauchmuskeln oder Dad-Bod.

Mentalität, Gemeinschaft und das große Ganze
Es geht hier nicht nur um Dating-Präferenzen. Es geht um mentale Gesundheit, um Gemeinschaft und um die Botschaft, die wir jüngeren und älteren schwulen Männern senden. Es ist an der Zeit, dass wir uns wieder auf das Wesentliche besinnen: Menschen als Menschen sehen – nicht als Zahlen, Statistiken oder perfekt kuratierte Profilbilder.

Denn eines ist sicher: Jeder von uns wird älter. Jetzt. In diesem Moment. Ist es nicht an der Zeit, das zu feiern? Älterwerden ist kein Fluch – es ist ein Privileg.

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©Patrick
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