Ungarn wird dieses Jahr nicht am Eurovision Song Contest teilnehmen. Das hat der ungarische Staatsrundfunk MTVA nun bekanntgegeben. Inoffizielle Begründung für den Rückzug: Der Bewerb ist den Fernsehmachern von Präsident Orbans Gnaden zu schwul.
Im staatlichen Rundfunk möchte man stattdessen lieber ungarische Popmusik unterstützen
Offiziell erkälrte MTVA der britischen Tageszeitung The Guardian, man nehme nicht am Song Contest teil, damit sie „die wertvollen Produktionen, die von den Talenten der ungarischen Popmusik geschaffen wurden, direkt unterstützen“ könnten – was allerdings kaum jemand glaubt.
„Ich war nicht überrascht. Es kommt von der Organisationskultur von MTVA“, so eine Quelle zum Guardian. Sie ergänzte, dass man in den ungarischen Staatsmedien positive Berichterstattung über LGBT-Rechte, abgesehen von der jährlichen Berichterstattung über die Budapest Pride, unterdrücken möchte.
Songcontest als „schwule Armada“ mit „schreienden Transvestiten und bärtigen Frauen“
Außerdem hat ein regierungsnaher Privatsender den Song Contest als „homosexuelle Armada“ bezeichnet, welche die mentale Gesundheit Ungarns gefährden würde.
„Viele jungen Menschen denken, dass das etwas für Leute unter 18 ist aber auf dieser Veranstaltung findet die Zerstörung des öffentlichen Geschmacks statt, wenn schreiende Transvestiten und bärtige Frauen teilnehmen“, erklärte der regierungstreue Journalisdt András Bencsik vom regierungstreuen Privatsender Echo TV.
Der Regierungsprecher dementiert die Medienberichte
Auch die ungarische Nachrichtenseite index.hu berichtet über Quellen aus dem Staatsfunk, die bestätigen: Der Grund, warum Ungarn seine Teilnahme am Song Contest abgesagt hat, sei, dass der Wettbewerb „zu schwul“ sei. Ungarn, das erstmals im Jahr 1993 am Song Contest teilgenommen hatte, hat in der Vergangenheit schon öfter auf eine Teilnahme verzichtet, meistens aus finanziellen Gründen.
Mittlerweile hat Zoltán Kovács, der Sprecher von Premierminister Viktor Orbán, die Berichte als „Getratsche liberaler Medien“ bezeichnet. „Niemand in der ungarischen Regierung hat jemals gesagt, der Song Contest sei ‚zu schwul‘“, betonte er in einer Twitter-Antwort an den liberalen Europaparlementarier Guy Verhofstadt.
Dieses Jahr feiert die Community in Rotterdam
Als Beispiel dafür, dass der Liederwettbewerb zu schwul sei, wird von Konservativen immer wieder Conchita Wurst genannt, die den Bewerb 2014 gewonnen hatte. Die Teilnahme von Conchita hatte damals den Chef des türkischen Rundfunks TRT dazu bewogen, nicht mehr am Bewerb teilzunehmen.
Nach dem Sieg des offen bisexuellen Sängers Duncan Lawrence findet der Songcontest von 12. bis 16. Mai 2020 in Rotterdam statt. Das Motto des Bewerbs lautet „Open Up“, das offizielle Logo zeigt eine Flaggenrosette.
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