Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Eltern
dieser Ratgeber möchte Sie dabei unterstützen, auch dann weiter zu ihrem Kind zu stehen, wenn ihr Sohn Ihnen sagt „Ich bin schwul”. Dann fallen Sie vermutlich wie viele andere Mütter und Väter aus allen Wolken. Sie sind vielleicht fassungslos, entsetzt, enttäuscht, traurig, wütend. Sie können es schwer aushalten, dass gerade Ihnen „so etwas” passiert. Sie stehen unerwartet vor tausend Fragen wie:
• Habe ich etwas falsch gemacht?
• Wie ist das möglich?
• Was bedeutet das für mein Kind?
• Was heißt das für unsere Familie?
• Was sagen Nachbarn, Verwandte und Freunde?
Sie möchten, dass Ihr Kind glücklich wird, und haben sich vorgestellt,
• dass Ihr Kind in einer heterosexuellen Partnerschaft leben und heiraten wird;
• dass es eine Familie gründet;
• dass Sie Großeltern werden.
Wir möchten mit diesem Ratgeber versuchen, einige Fragen zu beantworten, die sich die meisten Eltern stellen, wenn sie erfahren, dass ihr Kind homosexuell ist. Dieser Ratgeber gibt Anregungen, die helfen können, diese Situation zu meistern.
Was ist Homosexualität
Homosexualität ist die Liebe zu Menschen des eigenen Geschlechts. Es gehört zur Identität einer lesbischen Tochter, eine Frau zu lieben, und zur Identität eines schwulen Sohns, einen Mann zu lieben. Diese Identität ist mehr als die Sexualität – sie charakterisiert den ganzen Menschen. Sexualität zwischen Frauen oder zwischen Männern ist vielen unvorstellbar.
Doch gleichgeschlechtliche Sexualität ist genau so vielfältig wie Sexualität zwischen Frau und Mann. Wie zur Heterosexualität gehören auch zur Homosexualität Zuneigung, Liebe, Vertrauen, Begehren, Eifersucht, Lust, Verantwortung ... Frauen, die Frauen lieben, und Männer, die Männer lieben, besitzen in gleichem Maße die Fähigkeit zu einer erfüllenden Partnerschaft.
Lesbische Frauen und schwule Männer sind und leben genauso individuell wie alle anderen. Sie haben nicht weniger oder mehr Gemeinsamkeiten mit ihren Mitmenschen als Sie selbst. Die wenigsten sind durch äußere Merkmale zu erkennen. Trotzdem gibt es häufig noch von Klischees dominierte Vorstellungen. Diese sind eng verknüpft mit den Begriffen „lesbisch” bzw. „schwul”: „Alle Lesben sind männerfeindlich” oder „Alle Schwulen sind Tunten” sind Beispiele für diese Vorurteile. Oft wird auch gefragt, wie eine gleichgeschlechtliche Beziehung ohne die klassische Frauen- bzw. Männerrolle eigentlich aussehen kann.
Lassen Sie sich nicht von Klischees verunsichern. Ihr Kind wird nicht von heute auf morgen ein anderer Mensch, weil es Ihnen mitgeteilt hat, dass es lesbisch oder schwul ist. Ihr Kind hat Ihnen anvertraut, einen Menschen gleichen Geschlechts zu lieben, aber es bleibt Ihr Kind, so wie Sie es kennen. Häufig wird auch gefragt, wie viele Lesben und Schwule es gibt. Diese Frage ist schwierig zu beantworten: Es gibt unterschiedliche Schätzungen. Sie schwanken zwischen zwei und zehn Prozent der Bevölkerung, und dies in allen Gesellschaftsformen und Kulturkreisen. Die meisten gehen von fünf Prozent aus.
Die Frage der eigenen sexuellen Identität stellt sich für den überwiegenden Teil der Menschen nicht. Sie sehen sich nicht in der Situation, sich dafür rechtfertigen zu müssen, weil sie so denken und fühlen wie die meisten. Eltern schwuler bzw. lesbischer Kinder indes fragen, woher die sexuelle Identität des Kindes kommt. Eine Antwort kann nicht gegeben werden. Und es ist vermutlich gut, dass wir keine Erkenntnisse darüber haben. Bisher haben Behauptungen, etwas darüber zu wissen, immer wieder zu dem Versuch geführt, Menschen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung zu Heterosexuellen „machen” zu wollen. Schwere seelische und körperliche Schädigungen der Betroffenen waren die Folge.
Heute ist klar: Lesben und Schwule haben nicht die Wahl, so oder so zu sein. Niemand kann sich seine sexuelle Orientierung aussuchen. Homosexualität ist keine Krankheit, sondern die besondere Prägung eines Teils der Menschheit. Es ist eine Anmaßung, wenn man von anderen Menschen verlangt, sie sollten sexuell genauso empfinden wie man selbst.
Eltern, denen das Wohl ihres Kindes wirklich am Herzen liegt, sollten nicht versuchen, ihr Kind „umzupolen”. Sie werden ihr Kind so annehmen, wie es ist. Sie werden ihm die Anerkennung für seine Erfolge – z.B. im Beruf – nicht verweigern. Sie werden ihm immer das Gefühl vermitteln, das Eltern für ihre Kinder empfinden: Liebe, Zuneigung, Achtung. Sie werden ihr Kind nicht vor Dritten verleugnen. Sie werden sein Selbstbewusstsein stärken, indem sie seinen Umgang mit dem gleichgeschlechtlichen Partner als etwas Normales betrachten und sich daran freuen, wenn es glücklich ist. Diese positive Reaktion ist für das Kind elementar wichtig.
Was ist Coming-Out?
Mit „Coming-Out” wird eine Zeit bezeichnet, in denen lesbische Frauen oder schwule Männer sich ihrer bzw. seiner sexuellen Identität bewusst werden und dies schrittweise ihr Umfeld wissen lassen. Mit „innerem Coming-Out” wird meist die erste Phase bezeichnet, in der jemand die eigenen Gefühle und Wünsche realistisch wahrnimmt und vor sich selbst anerkennt. Es folgt das „äußere ComingOut”, in der das Schwul- oder Lesbischsein zunächst vertrauten Personen und später vielleicht auch einem weiteren Kreis von Menschen bekannt gemacht wird.
Eine neue Chance für uns Eltern?
Unsere Töchter und Söhne brauchen oft Jahre, bis sie über ihre homosexuelle Orientierung sprechen können, weil gleichgeschlechtliche Liebe in unserer Gesellschaft noch immer außergewöhnlich ist.
Wir Eltern erleben das Coming-Out unseres Sohnes bzw. unserer Tochter als Schock, der in unseren Familien oft eine Krise auslöst. Nach diesem ersten Schock kommt bei vielen Eltern ein „Gedankenkarussell” aus Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen, aber auch Vorwürfen gegenüber dem Kind in Gang. Neben der Weigerung, das Gehörte an sich heranzulassen, dem ersten lauten oder stummen „Nein” und der fieberhaften Suche nach einer plausiblen Erklärung, die meist zur Suche nach einem Schuldigen wird, stehen auch Wut, tiefe Traurigkeit und Enttäuschung: Warum muss unser geliebtes Kind ein Leben in einer Minderheit vor sich haben?
Wir Eltern haben oft dieselben Probleme wie unsere Kinder: dieselben Ängste, Nöte, das „Nicht-wahrhaben-wollen”, die Schuldzuweisungen, die Hilflosigkeit, den Schmerz. Bei der Auseinandersetzung damit zerplatzen etliche Zukunftsvorstellungen wie Seifenblasen. Das haben viele Eltern erlebt. Wir Eltern haben allerdings ein weiteres Problem: Unser Kind erwartet von uns, dass wir den Prozess der Verarbeitung der soeben gehörten Botschaft möglichst SOFORT bewältigen. DAS IST UNMÖGLICH! So wie unser Kind Jahre gebraucht hat, zu sich selbst zu finden, brauchen auch wir Eltern Zeit, uns in dem fremden Terrain zu orientieren.
Das Coming-Out unserer Kinder ist eine große Herausforderung. Es macht uns reifer, bewusster, nachdenklicher, einsichtiger und toleranter. Wir urteilen überlegter. Viele Dinge, die früher wichtig erschienen, haben eine andere Dimension, ein anderes Gewicht bekommen.
Das Coming-Out bietet auch eine Chance: Während des langen Prozesses der Selbstfindung unseres Kindes ist es in vielen Fällen zu einer „Entfremdung” zwischen Eltern und Kind gekommen, deren Ursache sich die Eltern nicht erklären konnten. Mit dem Coming-Out löst das Kind dieses Rätsel auf und gibt uns die Gelegenheit, die nun vor uns stehende Persönlichkeit, die unser Kind ist, neu und besser zu verstehen. Wir haben die Chance, ein ganz neues Kapitel im Verhältnis zu unserm Kind aufzuschlagen.
Miteinander reden
Viele junge Lesben und Schwule offenbaren ihre Identität der Umgebung schrittweise. Sie fangen dabei mit Personen an, bei denen das Risiko vergleichsweise gering erscheint, sie durch das Coming-Out zu verlieren. Das ist der Grund, warum Eltern „es” oft zuletzt erfahren. Wenn Ihr Kind Ihnen also von seiner Homosexualität erzählt, dann ist dies ein großer Vertrauensbeweis – und für das Kind ein Risiko zugleich. Es ist für Ihr Kind sehr wichtig, von den Eltern eine positive Rückmeldung zu bekommen. Wenn immer es Ihnen möglich ist, sollten Sie dem Kind zu verstehen geben, dass sie zu ihm stehen.
Wenn Sie dies nicht gleich können, nach dem Gespräch traurig, wütend oder ratlos sind, kann es möglicherweise sinnvoll sein, eine Gesprächspartnerin oder einen Gesprächspartner von außen hinzuzuziehen. Gute Erfahrungen haben Eltern mit Pfarrern, Therapeuten, Beratern der Telefonseelsorge oder anderen Eltern lesbischer und schwuler Kinder gemacht. Suchen Sie Antworten auf Ihre Fragen; werden Sie sich bewusst, warum es für Sie möglicherweise schwer ist, die Homosexualität Ihres Kindes zu akzeptieren. Helfen Sie sich selbst, damit Sie Ihrem Kind helfen können.
Fällt es Ihnen schwer, mit Ihrem Kind oder mit Ihrer Partnerin bzw. Ihrem Partner über die Homosexualität Ihres Kindes zu sprechen, so bedenken Sie: Ängste und Befürchtungen lassen sich zu zweit leichter meistern. Um sich angenommen zu fühlen, ist es für Ihr Kind wichtig zu spüren, dass Homosexualität zwischen Mutter und Vater kein Tabuthema ist.
Die wichtigste Unterstützung für Ihr Kind ist, wenn Sie ihm signalisieren: Wir lieben Dich so, wie Du bist, und werden Dich unterstützen. Wichtig ist auch, dass Mutter und Vater, beide Elternteile, dies gleichermaßen deutlich machen. Wo es gelingt, das Coming-Out gemeinsam zu bewältigen, wird die Familie gestärkt.
Auch wenn sich an den klassischen Rollenzuschreibungen männlich – weiblich vieles verändert hat, so scheint es für viele Väter schwieriger zu sein, als für die Mütter, die Homosexualität des Kindes zu akzeptieren. Die Angst von Kindern vor einer ablehnenden Reaktion der Väter ist besonders groß. In den allermeisten Fällen erfährt darum zuerst die Mutter, wenn die Tochter lesbisch, der Sohn schwul ist. Väter werden häufig erst später – nicht selten durch die Mütter – informiert.
Erwartungen, Ängste und Enttäuschungen
Mit der Homosexualität des Kindes verbinden sich häufig vielfältige Ängste. Eltern malen sich die Zukunft ihres Kindes manchmal in den düstersten Farben aus. Sie befürchten Ausgrenzung, Einsamkeit, Benachteiligungen in der Schule oder am Arbeitsplatz und Gefahren für die Gesundheit, insbesondere Aids. Viele Eltern sehen aber auch manche ihrer sehnlichsten Wünsche dahinschwinden, etwa jenen, einmal eigene Enkelkinder zu bekommen.
Häufig sind die Probleme, die Eltern mit der Homosexualität ihrer Kinder haben, allerdings größer als die der Kinder selbst. Während das Kind voraussichtlich einen lesbischen bzw. schwulen Lebensentwurf wählt und damit auch glücklich werden möchte, dauert die Sorge der Eltern um das Wohlbefinden des Kindes an.
Dabei sollten Sie bedenken, dass alle Eltern Ängste um das Wohlergehen und die Zukunft ihrer Kinder haben. Ist es fair, wenn Sie Ihre Ängste allein der Homosexualität Ihres Kindes zuschreiben?
Ist es nicht vielmehr so, dass die Homosexualität jene „üblichen” Elternsorgen nur verdrängt? Wichtig ist, dass Sie mit ihrem Sohn, mit ihrer Tochter darüber sprechen. Nur wo Ängste ausgesprochen sind, können sie abgebaut und überwunden werden. Wo Ihr Kind Schwierigkeiten zu bewältigen hat, können Sie es dabei unterstützen.
Was sagt der Staat?
Männliche Homosexualität stand lange unter Strafe: In Österreich und der Bundesrepublik Deutschland galt der entsprechende § 175 des Strafgesetzbuches, der im Nationalsozialismus zur Verfolgung bis hin zur Ermordung von Schwulen in Konzentrationslagern führte, bis in die Sechzigerjahre. Der Gesetzgeber milderte ihn dann zunächst und schaffte ihn schließlich 1994 endgültig ab.
Der österreichische Nationalrat und der Deutsche Bundestag haben inzwischen alle Urteile des NS-Regimes gegen Schwule aufgehoben und sich für das begangene Unrecht entschuldigt. Lesbische Sexualität wurde staatlicherseits zwar nicht verfolgt, aber stets totgeschwiegen.
In den letzten Jahrzehnten ist die Toleranz gegenüber lesbischen und schwulen Lebensweisen stetig gestiegen. Staat und Gesellschaft haben ihre Haltung mittlerweile grundlegend geändert. Dies basiert auf der Erkenntnis, dass Lesben, Schwule und ihre Partnerschaften als Teil der Gesellschaft zu akzeptieren und zu integrieren sind.
Viele Bundesländer haben Verwaltungsstellen eingerichtet, die am Abbau von Diskriminierungen und an Verbesserungen der Lebenssituation von Lesben und Schwulen arbeiten. Seit dem 1. Januar 2019 dürfen in Österreich gleichgeschlechtliche Paare heiraten. In Deutschland ermöglicht seit 2001 das Lebenspartnerschaftsgesetz, dass gleichgeschlechtliche Paare Rechte und Pflichten füreinander übernehmen können. Und auch die Europäische Union macht Vorgaben zum Abbau von Diskriminierungen am Arbeitsplatz, die in allen EU-Mitgliedstaaten umzusetzen sind.
Was kann ich für mein Kind tun?
Sie können Ihr Kind ermuntern, Kontakt zu anderen Jugendlichen aufzunehmen, z.B. im Internet oder in einer lesbisch-schwulen Jugendgruppe, um das Gefühl zu überwinden, „die oder der Einzige” zu sein, vor allem außerhalb größerer Städte.
Geht Ihre Tochter bzw. Ihr Sohn noch zur Schule, so ist es wichtig zu wissen, ob dort bekannt ist, dass sie lesbisch bzw. er schwul ist, und ob es dort Probleme gibt. Sprechen Sie Ihr Kind darauf an und unterstützen Sie es, falls notwendig. Sprechen Sie ggf. mit dem Elternbeirat oder mit Lehrerinnen und Lehrern, denen Sie und Ihr Kind vertrauen.
Sie können mit ihrem Kind absprechen, welche der Freundinnen und Freunde, Bekannten und/oder Nachbarn von der Homosexualität Ihres Kindes erfahren soll. Die Eltern, die ihr Coming-Out gegenüber Freunden und Bekannten gewagt haben, berichten sehr häufig über positive Erfahrungen. Bedenken Sie aber, dass es nicht allein die Entscheidung der Eltern sein sollte, wer erfährt, dass ihr Kind lesbisch oder schwul ist. So kann ein „Zwangsouting” durch die Eltern Ihrem Kind sehr unangenehm sein und sich möglicherweise sogar negativ auf Ihr Vertrauensverhältnis auswirken. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber und respektieren Sie es, wenn Ihr Kind nicht allen alles erzählen will. Lassen Sie sich jedoch auch nicht von Ihrem Kind zu einem Bekenntnis nötigen, wenn Sie sich nicht dazu bereit fühlen: Ihr Kind muss Ihre Gefühle ebenso respektieren wie Sie die Ihres Kindes.
Manchmal versuchen Eltern, ihr Kind davon abzuhalten, „es” der Oma oder der Tante zu sagen, und behaupten, „das” würde sie umbringen. Die tatsächlichen Reaktionen sind oft weit weniger dramatisch.
Was tun schwule und lesbische Jugendgruppen?
Schwule und lesbische Jugendgruppen bilden für viele lesbische und schwule Jugendliche einen wichtigen Bestandteil ihrer Freizeitgestaltung. Dort können sie zum ersten Mal mit gleichaltrigen Schwulen und Lesben in Kontakt kommen, die ebenso mit ihrem Coming-Out zu kämpfen haben oder hatten wie sie selber. Solche Gruppen, die es in fast jeder größeren Stadt gibt, haben oft ein umfassendes Veranstaltungsprogramm, das nicht nur aus regelmäßigen Gruppentreffen, sondern auch aus Diskussionsabenden, gemeinsamen Schwimmbad- oder Kinobesuchen und Ausflugsfahren besteht. Zu diesen Freizeitangeboten kommen Beratungs- und Aufklärungsangebote hinzu, sodass Ihr Kind sich in diesen Gruppen über gesundheitliche und andere Themen informieren kann oder, sofern es nötig ist, Beratungen in Anspruch nehmen kann. Praktisch alle Jugendgruppen halten Kontakt mit ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen oder beschäftigen diese sogar als hauptamtliche Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter.
In Rahmen von Aufklärungsprojekten treten einige Jugendgruppen an Schulen und andere Jugendeinrichtungen heran, um dort gewaltpräventiv zu arbeiten, Vorurteile gegen Schwule und Lesben abzubauen und über Safer Sex und den Schutz vor Aids aufzuklären. Ein weiterer wichtiger Teil der schwul-lesbischen Jugendarbeit ist die kulturelle Arbeit, die den Jugendlichen eine Teilnahme an der lesbischen und schwulen Kultur wie dem Christopher-Street-Day oder eine Aufarbeitung der Geschichte der lesbisch-schwulen Emanzipationsbewegung ermöglicht.
Viele Jugendgruppen in Deutschland sind im Jugendnetzwerk Lambda miteinander verbunden, sodass regelmäßig innerdeutsche und auch internationale Jugendfreizeiten stattfinden. Das Jugendnetzwerk Lambda bietet darüber hinaus Seminare zu einem breiten Themenbereich an. Im Anhang finden Sie Adressen einiger hessischen Gruppen.
Wird es ihr Kind in der Schule schwerer haben?
Die weit überwiegende Zahl der Lehrerinnen und Lehrer ist heute sensibel und auch kenntnisreich genug im Umgang mit lesbischen Schülerinnen und schwulen Schülern. Sie werden Ihr Kind auch nach dem „Outen” in der Schule nicht anders behandeln als vorher. Leider kann man aber doch vereinzelt abfällige oder zumindest missverständliche Bemerkungen hören, die meist unbewusst oder einfach fahrlässig in der Schule oder sogar vor der Klasse geäußert werden.
Wenn Ihr Kind davon Kenntnis hat, kann es ihr oder ihm schwer fallen, sich zu outen. Dieser wichtige Schritt ist dann oft von Ängsten begleitet. Hier können Sie Ihrem Kind helfen.
Besprechen Sie auf jeden Fall im Vorfeld alle weiteren Schritte mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn. Nehmen Sie Kontakt zu dem Lehrer oder der Lehrerin auf. Suchen Sie eventuell ein Gespräch mit der Vertrauenslehrerin oder dem Vertrauenslehrer der Schule. Auch die Schulleiterin oder der Schulleiter sollte immer ein offenes Ohr für Sie haben. Es kann Ihnen und vor allem Ihrem Kind helfen, wenn Sie Kontakt mit dem Elternvertreter bzw. der Elternvertreterin der Klasse oder dem Schulelternbeirat aufnehmen.
Wie kann ich darüber hinaus aktiv werden?
Es gibt immer mehr Eltern homosexueller Kinder, die selbst für ihre Kinder und für andere junge Lesben und Schwule aktiv werden und für den Abbau von Vorurteilen und Benachteiligung eintreten wollen. Eigenes Engagement beginnt in der Familie und im Freundeskreis, kann aber ebenso im Elternbeirat an der Schule stattfinden, in einer Elterninitiative oder auf vielfältige andere Art.
Sie können auch mithelfen, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter das Angebot einer lesbischen oder schwulen Jugendgruppe nutzen kann. Diese Gruppen werden teilweise mit öffentlichen Mitteln gefördert – was ein Qualitätsmerkmal für die Arbeit ist. Diese Förderung deckt allerdings nur einen Teil der Kosten, sodass die Jugendgruppen auf Spenden angewiesen sind. Viele lesbisch-schwule Jugendgruppen bieten daher Fördermitgliedschaften an.
• Informationsbroschüre für Eltern homosexueller Kinder (aus Österreich) (0.7 MB, PDF)