Im Rückblick erzählt der Lehrer François Seurel von seinen Jugenderinnerungen, die im Wesentlichen um seinen früheren Kameraden Augustin Meaulnes kreisen. Dieser wurde als 17-jähriger Pensionsschüler in die Familie Seurel aufgenommen, um von Monsieur Seurel unterrichtet zu werden.
Eines Tages verirrt sich Augustin bei dem Versuch, die Großeltern von Francois vom Bahnhof abzuholen, samt dem Pferd, das er sich unerlaubt vom Nachbarhof ausgeliehen hat. Während er schon völlig orientierungslos durch die Gegend irrt, stößt er auf ein Landgut, auf dem ein geheimnisvolles und märchenhaftes Kostümfest gefeiert wird.
Arm und Reich, Alt und Jung feiern für mehrere Tage die bevorstehende Hochzeit des jungen Herrn Frantz, der mit seiner Braut auf dem Hof erwartet wird. Während der Vergnügungen und Lustbarkeiten trifft Augustin auf Yvonne, die Schwester des Bräutigams, und verliebt sich in sie mit jugendlicher Unbedingtheit. Doch das Fest geht traurig zu Ende. Frantz kehrt ohne Braut zurück und verlässt bald darauf den Hof, ohne jemandem zu sagen, wohin er mit seinem Kummer fliehen möchte. Die Gäste verlassen das Anwesen.
Auch Augustin kehrt nach mehreren Tagen in seinen Alltag als Schüler zurück. Doch seit diesem Ausflug ist er ein anderer. Sein ganzes Streben geht nun dahin, das geheimnisvolle Gut und vor allem Yvonne wiederzufinden. Später wird Augustin dieses Erlebnis zu einem nahezu mythischen Ereignis verklären, ohne dass ihm der Leser das übelnehmen könnte:
Sicher wollte ich Mademoiselle de Galais einmal wiedersehen, nur sie wiedersehen … Aber jetzt bin ich davon überzeugt, daß ich, als ich das namenlose Gut entdeckte, auf einer Höhe, auf einer Stufe der Vollkommenheit und Reinheit war, die ich nie wieder erreichen werde. Im Tod erst, wie ich dir einmal schrieb, werde ich vielleicht die Schönheit jener Zeit wiederfinden. (S. 174)
Francois macht sich die Sehnsucht des Freundes ebenfalls zu eigen und schmiedet mit ihm Fluchtpläne. Als ständiger Beobachter scheint er vor allem durch die Freundschaft zu Francois zu leben und seine Erfüllung zu finden. Doch gerade in seiner halsstarrigen Suche nach dem einmal gesehenen Glück wird Augustin schuldig.
Für den Erzähler Francois verkörpert die Jugendzeit mit Augustin die Unbedingtheit, den für immer verlorenen Zauber der Kindheit.
So heißt es schon auf S. 8, nachdem Francois den Bauplan des elterlichen Hauses geschildert hat:
… das ist knapp der Plan des Hauses, in dem ich die stürmischsten und kostbarsten Tage meines Lebens verbrachte – des Hauses, von dem unsere Abenteuer ausgingen und wohin sie zurückkehrten, sich zu brechen wie Wellen an einem einsamen Felsen.
Eine tiefe Melancholie liegt also von Anfang an über allem.
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