In der iBoys-Community sind sie überall – gefilterte Bilder, geschönte Selfies, perfekte Posen. Ein scrollender Blick durch die Profile zeigt, dass sich viele von uns hinter Filtern verstecken. Es ist leicht zu denken, dass ein glattes Gesicht und große Augen mehr Aufmerksamkeit bekommen. Doch was steckt wirklich hinter dem Drang, uns nur noch durch Filter zu zeigen? Geht es nur um den Spaß am Spiel mit Technologie oder um etwas Tieferes – vielleicht Unsicherheiten, die uns ungeschminkt nicht in die Welt lassen?
Es ist kein Geheimnis: Soziale Medien wie Instagram, TikTok und Snapchat prägen unser Bild von Schönheit. Der Algorithmus liebt Perfektion. Wer glatte Haut, strahlende Augen und das „perfekte“ Lächeln zeigt, erhält Likes und Aufmerksamkeit. Für viele Jugendliche wird der Filter zum treuen Begleiter, denn wer will schon als „nur okay“ gelten, wenn alle anderen wie aus einem Magazin entsprungen wirken? Doch das ständige Vergleichen mit anderen, das Streben nach Anerkennung und das Gefühl, ohne Filter nicht gut genug zu sein, hinterlässt Spuren. Die ständige Anpassung des eigenen Gesichts, um Erwartungen zu erfüllen, kann das Selbstbewusstsein angreifen. Es bleibt oft das Gefühl, dass man nur gefiltert akzeptiert wird.
Aber was bringt uns dazu, ständig unser Bild zu manipulieren? Dahinter steckt mehr als nur der Wunsch, „schöner“ auszusehen. Viele Jugendliche wollen sich vor Kritik schützen, sich nicht angreifbar machen. Ein gefiltertes Bild schafft Distanz, verbirgt Makel, die man lieber für sich behält. Der Filter wird zur Maske, hinter der man sich versteckt – sei es aus Angst vor Ablehnung oder dem Wunsch, sich besser zu fühlen. Dabei sind Filter nicht per se schlecht. Sie bieten die Möglichkeit, kreativ zu sein, sich auszuprobieren, das eigene Bild spielerisch zu verändern. Das Problem entsteht erst, wenn man das Gefühl hat, ohne diese digitale Hilfe nicht mehr gesehen werden zu können.
Was steckt hinter der Maske? Unsicherheit und Selbstschutz
Ein weiterer Aspekt ist der soziale Druck, der mit sozialen Medien einhergeht. Wir leben in einer Welt, in der alles fotografiert und gepostet wird. Momente werden inszeniert, um sie zu zeigen – nicht, um sie zu erleben. Besonders für junge Menschen bedeutet das: Sie stehen ständig im Rampenlicht. Dieses ständige „On-Display-Sein“ kann erdrückend sein. Man fühlt sich gezwungen, stets die besten, spannendsten, „perfektesten“ Momente zu teilen. Doch dabei geht oft das verloren, was uns als Menschen ausmacht – echte Emotionen, echte Makel, echtes Leben.
Dr. Corrine Carlisle, eine Psychiaterin, die viel mit Jugendlichen arbeitet, betont, dass es gerade in der Pubertät um Zugehörigkeit geht. Jeder möchte in seiner Gruppe akzeptiert werden und sich selbst einen Platz schaffen. Social Media wird zu einer Bühne, auf der wir um Anerkennung und Akzeptanz kämpfen. Doch dabei entsteht ein gefährliches Spiel: Wir zeigen nur die besten Seiten von uns – und fühlen uns gleichzeitig oft nicht gut genug, weil andere scheinbar so viel „perfekter“ sind.
Halbe Gesichter, ganze Unsicherheit
Ein weiterer Trend, der auffällt, ist das Phänomen der halben Gesichter. Viele Jugendliche trauen sich, wenn überhaupt, nur einen Teil ihres Gesichts zu zeigen. Ein Auge, ein Ausschnitt des Gesichts oder eine abgeschnittene Perspektive – all das sind Hinweise darauf, wie tief die Unsicherheiten sitzen. Der Gedanke, sich komplett zu zeigen, löst bei vielen Unbehagen aus, weil die Angst vor negativen Reaktionen zu groß ist. Das Verstecken hinter dem Bildausschnitt gibt ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Doch es zeigt auch, dass die Sehnsucht nach echter Akzeptanz und einem liebevollen Blick auf das eigene Ich größer ist als je zuvor.
Selbstwert stärken: Ein Schritt in die richtige Richtung
Die Lösung liegt nicht darin, Filter zu verbieten oder soziale Medien zu verteufeln. Vielmehr geht es darum, einen gesunden Umgang damit zu finden. Wir können lernen, dass unser ungefiltertes Ich genauso wertvoll ist – wenn nicht sogar mehr. Es geht darum, zu zeigen, dass wir mehr sind als nur eine bearbeitete Version von uns selbst. Wir sind Ecken und Kanten, Makel und Lächeln – alles, was uns zu dem macht, was wir sind.
Unsere Community kann ein Ort sein, an dem wir uns gegenseitig bestärken, auch mal „ungefiltert“ zu sein. Ein echtes Lächeln, ein Bild ohne Perfektion – das kann der Anfang sein, uns selbst so zu lieben, wie wir wirklich sind. Denn am Ende zählt nicht, wie perfekt wir uns darstellen, sondern wie wir uns in unserem eigenen, echten Ich fühlen.
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Endlich traut sich das Thema mal wer ansprechen! Danke!
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